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„Corona schlug ein wie eine Bombe“
Die Situation Berliner Obdachloser 
während der Pandemie  

Der Ausbruch der Corona-Pandemie sollte von den meisten BürgerInnen unseres Landes als gravierender Einschnitt empfunden werden:

 

Der ab Mitte März erfolgende „Lockdown“ bedeutete für einen großen Teil der Bevölkerung den Verlust des Arbeitsplatzes, Kurzarbeit, ein reduziertes Einkommen und verstärkte Zukunftsängste.

 

Zugleich führte der Lockdown in vielen Fällen auch dazu, dass ganze Familien längere Zeit daheim bleiben mussten, was oft in einem massiven Anstieg des Stresspegels, Streitereien und mitunter auch Gewalt beziehungsweise sexuellen Übergriffen mündete.

01 Obdachlose in Berlin (Kapitel Situati
FPCORONA

Angesichts dieser Umstände war das Gros der Gesellschaft erst einmal „mit sich selbst beschäftigt“. Nach kurzer Zeit tauchten dann aber in den Medien Berichte auf, dass die Pandemie bestimmte Randgruppen der Gesellschaft besonders hart getroffen hatte – vor allem die Obdachlosen. In welchem Ausmaß und in welcher Form sie aber betroffen waren, wurde dabei zumeist nur oberflächlich erfasst. Viele Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichten ein oder zwei Reportagen darüber – und damit hatte sich das Thema für sie erledigt. Ebenso verhielt es sich mit der Berichterstattung im Fernsehen und im Internet. Auch die sich aufdrängende Frage, wie Obdachlose sowie die sie unterstützenden staatlichen Stellen, karitative Organisationen und einzelne BürgerInnen auf diese Situation reagierten, wurde zumeist nur marginal rezipiert.

Dieses Manko war die Motivation für ein Forschungsprojekt, dessen erste Ergebnisse in dieser Broschüre nun vorgestellt werden sollen. Das Robert-Tillmanns-Haus ist ein Träger der politischen Bildungsarbeit, der sich Ende 2018 im Rahmen einer Konferenz zum ersten Mal mit der Situation obdachloser Menschen in Berlin befasste. Weiterführende Recherchen gipfelten in der Anfang dieses Jahres veröffentlichten Publikation „Obdachlosigkeit in Berlin: Rückblick, Gegenwart, Auswege“. Mit diesem Forschungsprojekt wird die Arbeit am Thema jetzt fortgesetzt. Die Ergebnisse sollen der Öffentlichkeit auch in Form eines Podcasts und eines Webvideos zugänglich gemacht werden. 

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Die Situation Berliner Obdachloser während der Pandemie ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.

Medien zum Forschungsprojekt

Alle Rechte vorbehalten! Weiterverwendung nur nach Erlaubnis!

Wie genau wirkte sich die Pandemie auf obdachlose Menschen aus?Forschungsprojekt "Corona schlug ein wie eine Bombe"
00:00 / 42:20
Wie reagierten sie, die Hilfsorganisationen und der Senat auf diese Situation?Forschungsprojekt "Corona schlug ein wie eine Bombe"
00:00 / 27:25
Welche Maßnahmen sind hinsichtlich möglicher zukünftiger Pandemien zu unternehmen?Forschungsprojekt "Corona schlug ein wie eine Bombe"
00:00 / 14:27

"Geteiltes Leid, halbes Leid?"

Die Situation von Randgruppen im Kontext der Corona-Pandemie

Alle Rechte vorbehalten! Weiterverwendung nur nach Erlaubnis!

Situation der von Corona nur marginal betroffenen BevölkerungsteileDie Situation von Randgruppen im Kontext der Corona-Pandemie
00:00 / 12:16
Beruflich von der Pandemie in Mitleidenschaft gezogene GruppenDie Situation von Randgruppen im Kontext der Corona-Pandemie
00:00 / 13:43
Randgruppen, die durch Corona erhebliche Beeinträchtigungen erlittenDie Situation von Randgruppen im Kontext der Corona-Pandemie
00:00 / 13:40
Betonmauer

Erlebte Teilung

Anlässlich des 50. Jahrestages der Errichtung der Berliner Mauer am 13.08.1961 möchte das Robert-Tillmanns-Haus hier die Ergebnisse einer über zwei Jahre hinweg durchgeführten Befragung seiner Seminarteilnehmer zum Thema „deutsche Teilung und Wiedervereinigung“ darstellen. Diese Thematik ist für unseren Bildungsträger insofern von besonderer Relevanz, als dass seine Vergangenheit eng mit der deutschen Nachkriegsgeschichte verflochten ist:

Das Robert-Tillmanns-Haus wurde 1959 als unionsnaher Träger im Westen Berlins mit dem Anliegen gegründet, Bürger aus beiden deutschen Staaten über die politischen Verhältnisse in der „Frontstadt Berlin“ zu informieren. Der damalige Geschäftsführer und Fluchthelfer Fritz Klöckling hatte in der DDR aus politischen Gründen bereits mehrere Jahre im Gefängnis verbracht. Durch den Mauerbau wurden unsere Aktivitäten erheblich erschwert. Trotzdem setzte das Robert-Tillmanns-Haus seine Arbeit fort.

In den folgenden drei Jahrzehnten kamen insgesamt 75 000 Bürger aus der Bundesrepublik, um anhand der einwöchigen Seminare des Robert-Tillmanns-Hauses die politischen Zustände des geteilten Berlins zu erleben. Seit 1989/1990 betrachtet unser Haus es als eine seiner Hauptaufgaben, die Geschichte der Teilung aufzuarbeiten und Vorurteile zwischen „Wessis“ und „Ossis“ abzubauen.

2007 nahm die heutige Geschäftsführung ihre Arbeit auf. Ihr fiel in den Seminaren immer wieder auf, dass gerade ältere Teilnehmer oft bewegt von persönlichen Erlebnissen im Zusammenhang mit der deutschen Teilung zu berichten wussten. Aus dieser Erfahrung heraus entstand das Bedürfnis, diese Berichte zu verschriften. Schließlich handelt es sich dabei um anschauliche „Geschichte von unten“. Die Erlebnisse tragen zudem dadurch einen besonderen Charakter, dass sie räumlich breit gestreut sind: Die Seminarteilnehmer stammen aus allen Regionen der alten Bundesrepublik.

2009 wurde ein anonymer, freiwillig auszufüllender Bogen mit Fragen zu den persönlichen Erlebnissen der Seminarteilnehmer erstellt. Dabei wurden die Anzahl der Fragen möglichst gering und ihre sprachliche Ausformulierung möglichst einfach gehalten. Vorherige Erfahrungen mit der Befragung von Teilnehmern hatten ergeben, dass komplexe Fragebögen oft als abschreckend empfunden werden. Somit war das Prinzip „Keep it simple!“ von zentraler Bedeutung. Neben den persönlichen Erlebnissen umfassen die Fragen auch die allgemeine Einstellung der Teilnehmer zur Teilung und Wiedervereinigung.

Der Fragenbogen wurde von 2009 bis 2011 an insgesamt 14 Seminargruppen ausgehändigt. 223 Teilnehmer füllten den Bogen aus. Die Befragten stammen fast ausschließlich aus der alten Bundesrepublik. Das Gros der Teilnehmer stammt aus den statistischen Altersgruppen „53-65 Jahre“ und „66 und älter“. Da das Robert-Tillmanns-Haus ursprünglich als unionsnaher Bildungsträger gegründet wurde, lässt sich bei den Seminarteilnehmern eine konservative Ausrichtungen erkennen. Es handelt sich aber keinesfalls um eine reine „CDU-Klientel“. Da nur ein kleiner Teil der Bevölkerung politische Bildung in Anspruch nimmt, kann man davon ausgehen, dass die Seminarteilnehmer ein größeres Interesse an Politik haben als der Durchschnitt der Bevölkerung und auch über größere Kenntnisse verfügen.

Das Robert-Tillmanns-Haus ist ein Bildungsträger, kein demoskopisches Institut. Aufgrund der personellen Struktur unseres Hauses musste dieses Projekt sozusagen „nebenbei“ vom vorhandenen Lehrpersonal durchgeführt werden. Dementsprechend kann und sollte dieses Projekt nicht mit den Maßstäben professioneller Demoskopie gemessen werden. Trotz dieser Einschränkungen betrachten wir dieses Projekt aber als einen eigenen, aussagekräftigen Beitrag zur Erforschung der Geschichte der deutschen Teilung. Die Bilder, die den Text begleiten, stammen aus einem „Seminartagebuch“, das von einer Gruppe angefertigt wurde, die das Robert-Tillmanns-Haus 1961 eine Woche nach dem Bau der Berliner Mauer besuchte.

Leben 

im Schatten

der Mauer

Zu den Gedenkveranstaltungen anlässlich des 50. Jahrestages der Errichtung der Berliner Mauer sind zahlreiche Texte über die Hintergründe und politischen Auswirkungen des 13.08.1961 erschienen. Was aber bedeutete das Leben mit der Mauer für die Menschen in Berlin? Im Rahmen seines „Erlebte Teilung“-Forschungsprojektes rief unser in Berlin-Nikolassee ansässiger Bildungsträger Zeitzeugen aus der Nachbarschaft auf, sich bei uns zu melden (für Nichtberliner: Die Gemeinde Nikolassee liegt im Südwesten Berlins, unmittelbar an der Grenze zu Brandenburg – früher also direkt an der Berliner Mauer).

Fünf Personen kamen dieser Aufforderung nach und hatten jeweils eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Wer die folgenden Berichte liest, bekommt einen Eindruck davon, wie allgegenwärtig die Teilung Deutschlands, die deutsch-deutsche Grenze und die Berliner Mauer im Leben vieler Menschen waren.

Das Robert-Tillmanns-Haus möchte sich bei allen Mitwirkenden für ihre Unterstützung bedanken!

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