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Robert Tillmanns

"Politik ist Gestaltung im Konkreten. Politik heißt, aufgrund richtiger Erkenntnisse des Gegebenen aus einer klaren Konzeption des politischen Ziels das Realisierbare durchzusetzen."

Mit diesen Sätzen hat Robert Tillmanns, der Namensgeber unserer Bildungsstätte, die Grundsätze seines politischen Handelns umschrieben. Er war überzeugter Christ, zugleich aber auch ein nüchterner Realist, der seine Ziele durch geduldiges, zähes Ringen zu erreichen versuchte.

Am 5. April 1896 wurde er in Wuppertal-Barmen geboren. Die tiefe Religiosität seiner Eltern gingen einher mit einem ausgeprägten Bewusstsein für soziale Probleme. Direkt nach seinem Abitur nahm Tillmanns von 1914 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil. Anschließend studierte er von 1919 bis 1921 in Tübingen Staatswissenschaften und konnte dort zum Dr. rer. pol. promovieren. Während seines Studiums offenbarte sich ihm die Notwendigkeit, bedürftigen Studenten zu helfen.

In der Weimarer Republik war Tillmanns deswegen von 1921 bis 1929 als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft tätig. 1925 gehörte er zudem zu den Mitbegründern der Studienstiftung des deutschen Volkes. Seine Sachlichkeit und sein Engagement, das auch revolutionäre Züge trug, sollten in seiner Umgebung großen Eindruck hinterlassen. Ab 1931 arbeitete Robert Tillmanns als Regierungsrat im preußischen Kulturministerium, wurde aber 1933 aus politischen Gründen entlassen. Alte Kontakte ermöglichten ihm danach eine Stellung in der Mitteldeutschen Montan-Industrieverwaltung. Dort war er bis 1945 tätig. Während des Nationalsozialismus arbeitete er in Berlin mit der Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“ zusammen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Robert Tillmanns bis 1949 als Generalsekretär des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland. Seine Aufgabe war dabei, die große Not in Berlin und der Sowjetischen Besatzungszone zu lindern. Den Weg in die parlamentarische Politik sollte Tillmanns erst nach dem Kriege finden. Er gehörte 1945, gemeinsam mit Jakob Kaiser und Ernst Lemmer, zu den Mitbegründern der CDU in Berlin und der Sowjetischen Besatzungszone. Die Erfahrungen, die er dabei mit der Unterdrückung im Osten Deutschlands machte, verstärkten seinen Glauben an die Notwendigkeit einer Allianz mit den Westmächten. 1952 wurde Tillmanns zum Landesvorsitzenden der Berliner CDU gewählt.

Ab 1950 gehörte er dem Bundesvorstand der CDU an und wurde 1955 zum Stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt. Zu seinen Tätigkeiten gehörte auch die Arbeit im Evangelischen Arbeitskreis der CDU/CSU, dessen 1. Vorsitzender er ab 1954 sein sollte. Darüber hinaus war Tillmanns von 1946 bis 1947 sächsischer Landtagsabgeordneter und vertrat von 1949 bis zu seinem Tode Berlin als Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Robert Tillmanns' Laufbahn sollte im Oktober 1953 ihren Höhepunkt erreichen: Bundeskanzler Konrad Adenauer berief ihn als Bundesminister für besondere Aufgaben in sein Kabinett. Auch in dieser Funktion sollte Tillmanns leidenschaftlich die Interessen Berlins und der Ostdeutschen vertreten. Zugleich setzte er sich entschlossen für die Westintegration der Bundesrepublik ein, da man seiner Meinung nach nur so dem kommunistischen Expansionsdrang Einhalt gebieten konnte.

Neben den zu erwartenden Stasi-Akten über die Seminare des Robert-Tillmanns-Hauses und den damit einher gehenden Aktivitäten des Geschäftsführers Fritz Klöckling fand sich auch dieses Veranstaltungsplakat in den Beständen der Birthler-Behörde. Die Staatssicherheit verfügte übrigens über eine eigene Werkstatt, um Eintrittskarten für derartige politische Veranstaltungen im Westen Berlins zu fälschen. So konnten diskret Informanten bzw. Störer eingeschleust werden.

Robert Tillmanns verstarb während seiner Amtszeit plötzlich am 12. November 1955. Er war Berlin sehr eng verbunden und wurde deshalb auf dem Waldfriedhof am Nikolassee beerdigt. Eine Schrift des Robert-Tillmanns-Hauses würdige sein Lebenswerk folgendermaßen:

 

"Mit Robert Tillmanns ging ein Politiker des ersten Nachkriegsjahrzehnts dahin, auf dessen politischer und geistiger Leistung wir heute weiterbauen. Als das bedeutendste Ereignis dieser ersten 10 Jahre des Wiederaufbaus hat Tillmanns häufig den Zusammenschluss evangelischer und katholischer Christen zu gemeinsamer politischer Arbeit bezeichnet. Dass sich dieser Zusammenschluß nach einer Zeit 400-jähriger Trennung so erfolgreich bewährte, hat ihn mit Dankbarkeit erfüllt und ihn zu immer neuer Bemühung um diese Union angespornt."

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